Reisebericht - 11. Juli bis 31. Juli 2002

Vielen Dank an Annette Gollmer, die der Veröffentlichung ihres Berichtes zugestimmt hat. Grüße!


11. Juli 2002

Es ist schon irre, daheim ist es früh um 4.00 Uhr und der 12. Juli, mit dem Erklären lass ich es lieber ich komme mit der Zeitverschiebung eh nicht klar. Auf jeden Fall kommen wir nach ca. 2,5 Stunden durch 4-6 Sicherheitskontrollen endlich nach San Francisco. Es ist ca. 22°C und klar - eine echte Seltenheit für die Nebelstadt. Nach ca.1 Stunde Busfahrt erreichen wir dann im Stop-and-go-Verfahren die Innenstadt. Anfangs denke ich, das ich hier garantiert nicht alleine irgendwo hingehe, doch je höher man die Hügel hinauffährt, desto humaner wird das Stadtbild. Hollywood lässt grüßen, denn exakt so sieht es hier aus. Ich teile das Zimmer mit Ulrike oder war es Veronika? Ich bin im Moment noch zu müde um mir die Namen effektiv merken zu können. Na ja - immerhin habe ich ja drei Wochen lang Zeit. Das Hotel ist sehr feudal für Wikingers Maßstäbe. Im Viktorianischen Stiel erbaut. Wie immer in Amerika ist alles wie geleckt sauber. Im übrigen danke ich dem Herrn, das ich und wir alle gesund und wohlbehalten angekommen sind.

Gegen 17.00 Uhr ist kennenlernen angesagt -meine Zimmergenossin heißt übrigens Veronika. Dann geht es mit dem Van zum Telegraf Hill mit Blick auf die inzwischen nebelverhangene Stadt. Dann geht es in einen Chinaimbiss: das Essen ist gut und jeder probiert bei jedem. Doch praktisch so eine Drehscheibe in der Mitte! Nach dem Essen schlafen alle fast im Stehen ein. Ich rechne nach und komme auf 41 Stunden mit höchstens 5 Stunden Schlaf. Ich kann schon nicht mehr gähnen so müde bin ich. Zwei ganz Harte (Anmerkung von Klaus: wir waren zu dritt und ich mittendrin) gehen noch um den Block. Ich gehe auch - nämlich ins Bett. Trotz Zeitumstellung und Klaviermusik bin ich beinahe sofort hinüber. Ab 2.30 wache ich dann stündlich auf schlafe aber mehr oder weniger schnell wieder ein. Um 6.00 schellt dann der Wecker.

12. Juli 2002

Eine kühle Dusche macht mich wieder munter, rasch bin ich angezogen, dann geht es zu einem typisch amerikanischen Frühstück. Für 8.45$ ist es nicht gerade üppig. Na ja - wird schon noch werden! Um 8.15 geht es dann los. Wir sind auf dem Weg nach Mendocino und machen unseren ersten Photostop an der Golden Gate Bridge. Ein Filmklassiker läßt grüßen: "The Fog" - Nebel des Grauens... Gegen 10.00 Uhr ein Zwischenstopp an der St. Andreas Spalte, davor noch ein Stopp irgendwo am Pazifik. Ich beobachte einen Rotfalken (?), der Nebel hat sich halbwegs gelichtet. Jetzt fahren wir erst mal nach Santa Rosa zum einkaufen. Dort gehen wir echt amerikanisch essen (McDonalds lässt grüßen ). Danach geht es zum Einkaufen in einen Freeway. Inzwischen ist es sehr warm geworden (ca. 30°C) heute morgen waren es höchstens 12°C, so dass es in der schwarzen Jeans schon recht warm ist - na ja, lässt sich nicht ändern. Gegen 15.15 Uhr gibt es einen Zwischenstop in Bodega Bay - außer einem winzigen Fischerdörfchen gibt es hier nichts zu sehen, doch ich fotografiere ein paar Möwen denn hier wurde der Filmklassiker "Die Vögel" von Alfred Hitchcock gedreht. Am Abend (ca. 17.00 Uhr) erreichen wir Mendocino. Allmählich fragt man sich, ob es hier auch eine Gegend gibt, in der kein Film gedreht wurde. Hier entstand "Jenseits von Eden" mit James Dean und "Forever Young" mit Mel Gibson. Etwa 15 Minuten haben wir freien Blick auf den Pazifik, dann herrscht wieder Bodennebel. Am Campground sind wir dann gegen 18.30 und erstes Zeltaufbauen ist angesagt. Danach wird gemeinsam gekocht. Es gibt Reis mit Möhren, Paprika, Tomaten und Truthanfleisch - sehr lecker das ganze nur leider viel zu viel. Der Zeltplatz ist mitten im Wald so das es zu kalt ist, um lange draußen zu sitzen.

13. Juli 2002

In der Nacht ist es ziemlich kalt doch gegen morgen wird es wärmer. Die Luxusdusche (keine Münzdusche, schön heiß, starker Wasserstrahl, Haken und Bank als Ablagefläche) macht mich wieder wach. Nach dem doch ziemlich kühlen Frühstück mit Cornflakes geht es um ca. 8.30 Uhr weiter Richtung Eureka. Unterwegs halten wir dann noch kurz, um uns den Redwood Forest anzusehen. Die Baumgiganten sind bis zu 112m hoch, haben einen Durchmesser von bis zu sechs Metern und werden bis zu 2000 Jahre alt. Bei einigen umgestürzten Giganten lässt sich die Größe schon eher erahnen. Im Supermarkt, in dem eingekauft wird, lassen die Torten einwandfrei irische Einwanderer erkennen. Die Temperaturen wechseln hier schneller, als man sich umziehen kann. Während der Lunchpause schon der erste Sonnenbrand bei 30°C drohte ist es in Eureka nur ca 15°C und es fängt an zu regnen - von wegen "It never rains in California..." Gegen 15.00 Uhr wandern wir dann im Redwood Forest über den South Trail den Rhododendron Trail und den Brown Creek Trail. Die Luft ist klar und würzig und das Licht und Schattenspiel äußerst beindruckend. Schade das wir so schnell gehen, ich habe wenig Gelegenheit mich umzusehen. Gegen 19.00 Uhr sind wir dann auf einem Campingplatz in der Nähe von Klamath. Hier ist es zu nebelig und damit auch feucht und kalt. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Broccolisauce oder Tomatensauce. Nach dem Spülen ruft vernehmlich der warme Schlafsack. Nachts ist es dann entgegen der allgemeinen Wetterprognose sehr mild.

14. Juli 2002

Um 7.45 Uhr ist es dann Zeit zum aufstehen. Auf dem Campingplatz wird das Frühstück gestellt, leider gibt es nur Pancakes (was die anderen begeistert esse ich eher gezwungenermaßen) dafür bin ich als Nichtkaffeetrinker gut dran denn dieser hat den Vorteil, heiß zu sein. Da negative Äußerungen Punkteabzug bringen, enthalte ich mich jeden weiteren Kommentars. Gegen 9.10 Uhr geht es weiter und wir erreichen den Bundesstaat Oregon. Während sich die Sonnenmilch heute morgen im Rucksack ausruhen konnte ist es jetzt angenehm warm und der Himmel ist stahlblau. Lange Strecken geht es kurvenreich (wurgs!) durch Mischwald mit wunderschönen Aussichten auf sonnendurchflutete Täler und einen kleinen Fluss. Gegen 12.00 Uhr sind wir dann in Grand Spars zum einkaufen, danach machen wir Picknick auf einem lauschigem Parkplatz direkt an der Straße. Bei ca. 28°C im Baumschatten lässt es sich trotzdem aushalten. Gegen 13.30 geht es dann weiter nach Crater Lake, dem zweittiefsten See Amerikas. Der Campground liegt etwa auf 2.400 Meter Höhe. Heute scheint zum ersten Mal den ganzen Tag die Sonne und es ist etwa 25°C. Wir fahren hoch zum See - die Aussicht ist obergenial. Wir haben übrigens beschlossen, die Reiseroute zu ändern und nicht zum Pazifik und wieder zurück zu fahren, sondern den direkten Weg zu nehmen und so etwas Luft in den Tagesablauf zu bekommen. Am Campground gibt es dann Pilze Rührei und selbstgemachte Kräuterbutter. Dann geht es zum Wildflouertrail, hier machen wir einen Spaziergang durch Wildblumenwiesen mit einem kleinem Bach. Danach fahren wir zu einem Aussichtspunkt und beobachten einen spektakulären Sonnenuntergang bei Gitarrenmusik, Rotwein und Gesang. Nur die Moskitos stören die Idylle, dabei gehöre ich noch zu den glücklichen die verhältnismäßig wenig gestochen werden. Am Campground gibt es dann noch ein ziemlich verräuchertes Lagerfeuer. Gegen 23.00 Uhr verschwinde ich denn es ist sehr kalt. Immerhin hat es hier an einigen Schattenplätzen noch Schnee.

15. Juli 2002

Es ist noch sehr dunstig doch nach der Dusche kommt zum Frühstück die Sonne durch. Ein Squirrel kommt zu Besuch und futtert zuerst Brot und Apfelreste dann knuspert es an meinem Handtuch herum was ich nur mäßig lustig finde. Gegen 9.00 Uhr geht es dann hoch zum See, leider hält sich hier noch der Morgennebel so dass der See nur zu erahnen ist. Kurz darauf machen wir bei 25°C eine Schneeballschlacht. Gegen Mittag machen wir dann eine Rast am Swiftwatercreek - hier fehlt der Badeanzug im Handgepäck. Bei ca.30°C wäre ein Bad in dem klaren kalten tiefen kleinen Fluss genau das richtige. Ich finde einen Stein und stecke die Füße ins eisige Wasser. Nach der Mittagsrast fahren wir nach Newgreen. Der wunderschön ländlich sittlich gelegene Campingplatz bei Champoeg lädt uns zum verweilen ein. Zum Abendessen gibt es Tortillas mit Gehacktem Käse und Salsa-Dip - äußerst lecker das ganze. Danach sitzen wir noch bei Gitarrenmusik und Lagerfeuer bis 23.00 Uhr in T-Shirt und kurzer Hose draußen.

16. Juli 2002

Gegen 8.30 fahren wir nach Portland. Von 9.30 Uhr bis 11.30 sind wir in der City - sie ist ganz kuschelig. Ich gehe runter zum Fluss mache einen kurzen Abstecher in den Japanischen Garten und zu Powells Book Store. Außerdem nehme ich mir ein wenig Zeit an einer Art Marktplatz. Dann geht es weiter nach Mount St. Helens. Wir verlassen den Bundesstaat Oregon und sind jetzt in Washington. Dann fahren wir zu einem Campground, der schon seine besten Zeiten hinter sich hat. Der Abend ist warm aber leider Moskitoverseucht - die rechte Ruhe will da nicht aufkommen.

17. Juli 2002

Wir halten unterwegs am Spirit Lake und wandern hinunter. Der See wurde durch den Ausbruch vom Mount St. Helens einen Bergrücken hochgedrückt, beim zurückfluten riss er alle Bäume mit, die jetzt als riesige Holzstammansammlung durch den See treiben. Dann fahren wir nach Packwood, hier gibt es zum Abendbrot Nudeln mit Pilzsahnesoße und Lachs. Das Wetter ist gleichmäßig warm und trocken.

18. Juli 2002

Wir fahren zum Mount Rainier, hier machen wir zunächst zwei kurze Trails. Dann wird Aug in Aug mit einem Filmwagen Lunch gehalten. Leider taucht weder Britney Spears noch Mel Gibson auf.... Anschließend laufen wir drei Mädels den langen Trail - unterwegs gibt es immer wieder Schneefelder, so dass das Wandern schön kühl ist und man den Sonnenbrand erst merkt, wenn es zu spät ist. Der atemberaubende Ausblick entschädigt für die Anstrengung. Ich fotografiere wie doll Aussicht, Murmeltiere und Blumenwiesen. Am Abend gibt es eine Gemüsepfanne. Danach verschwinde ich früh im Bett, da es morgen zeitig nach Seattle geht.

19. Juli 2002

Schon um 10.00 Uhr haben wir in dem am Highway gelegenen Hotel eingecheckt und können auf eigene Faust losgehen. Ich genieße zunächst einen Blick von der Space Needle auf die Stadt. Dann geht es mit dem Monorail zur Innenstadt. Hier laufen wir durch das Geschäftsviertel zum Pionierssquare (der hiesigen Altstadt) zurück, gehen dann an der beeindruckenden Hafenmeile entlang und besuchen das Aquarium. Um 20.30 treffen wir uns zum Abendessen in einem Fischrestaurant. (Anmerkung von Klaus: Ich war zum Sonnenunterganz auf der Space Needle mit Michael) Es gibt Muscheln, Krebse, Krabben und Hummer bis zum abwinken. Alles wird mit den Händen gegessen. Es gibt ein Brett und einen Hammer um die Krebse zu knacken. Abgerundet wird das köstliche Essen mit Kartoffeln, Mais und Brot. Dann stürzen wir uns noch in das Nachtleben von Seattle. Für drei Stunden verschwinden wir in einer urigen aber auch etwas lauten Jazzbar mit Livemusik.

20. Juli 2002

Wir gehen noch mal in die Stadt und setzen uns in ein Starbucks Coffeeshop, wo es laut den anderen den einzig trinkbaren Kaffee gibt. Ich nutze die Zeit und schreibe die schon längst überfälligen Postkarten. Gegen 11.30 geht es dann weiter. Inzwischen sind wir im Bundesstaat Idaho angekommen, ich habe oh Luxus zwei Stunden im Bus geschlafen. Als ich wieder aufwache könnte man denken, jemand hätte mich in ein anderes Land gebeamt. Riesengroße Kornfelder erstrecken sich links und rechts vom schnurgeraden Highway. Nur noch selten sieht man ein paar flache Hügel. Als wir Rast machen, ist es knallheiß (ca.35°C). Kein einziger Baum ist zu sehen dafür immer wieder Güterzüge mit 125 und mehr Wagons. Abends erreichen wir dann den Campingplatz bei Coeur d'Alene. Er ist sehr idyllisch gelegen. Der riesige See bietet uns ein beeindruckendes Bild beim Sonnenuntergang. Leider müssen wir am nächsten morgen schon weiter, so dass zum schwimmen oder wandern keine Zeit mehr bleibt. Aber wir sitzen noch bei Pizza, Marshmellows und Gitarrenmusik ums Lagerfeuer.

21. Juli 2002

Wir frühstücken unterwegs und das sehr üppig. Schon jetzt ist es sehr warm sonnig und wolkenlos. Unterwegs wandern wir zu einem spektakulären Wasserfall, dann zu einer mäßig interessanten Hängebrücke. Später geht es zu einem sehr schön gelegenem See, dort haben wir Gelegenheit ein Stündchen zu schwimmen, bei 32°C ist die geringfügige Abkühlung mehr als willkommen. Anschließend geht es weiter zum Glacier National Park. Dort gibt es dann Chili con carne und zum Nachtisch Marshmellows überm Lagerfeuer. Abends wird es dann sehr kalt und auch nachts ist es bei ca. 5°C nicht gerade warm. Ich gehöre zu den Innenzeltschläfern. Der Campground liegt im Wald und der Boden ist entsprechend hart.

22. Juli 2002

Morgens um 7.00 Uhr ist immer noch der Atem zu sehen. Entsprechend kalt ist das Frühstück. Im Nationalpark findet dann eine geführte Wanderung statt. Besonders beindruckend ist das Bärengras das hier in verschwenderischer Fülle blüht. Auch der Rundblick auf die verschiedenen Berge ist atemberaubend. Ich sehe Murmeltiere, Bergziegen und Squirrels. Inzwischen ist es sehr heiß (30°C), sonnig, klar und in der Höhe mit noch vielen Schneefeldern angenehm zu wandern. Anfang Juni fiel hier übrigens noch 1,20 Meter Schnee!!! An der Straße ist noch eine Schneewehe von mindestens 2 Metern Höhe. Gegen Abend machen wir dann einen Helikopterflug über den Park. Die Aussicht ist spektakulär. Abends gibt es Nudeln mit Tomatensoße. Ich verschwinde schon um 22.30 Uhr - man merkt, dass die Uhr um eine Stunde verstellt wurde.

23. Juli 2002

Irgendwo in Montana stellt sich heraus, das meine Geldkarte nicht funktioniert. Na der Sparkassenberaterin werde ich etwas erzählen! Am Vormittag besuchen wir eine Bisonranch. Karl May lässt freundlich grüßen. Gegen Mittag ist es beinahe unerträglich schwül warm. Nach einem Imbissessen bei Taco bell und einem Geldautomaten, der meine Karte versteht, geht es zu einer alten Wildweststadt, deren paar abgeschlossene Holzhäuser man sich ruhig hätte sparen können. Das einzig gespensterhafte sind ein paar tiefschwarze Gewitterwolken und das Donnergrollen mitten im Wald. Gott sei dank sind wir alle trocken und sicher in den Van gekommen. Jetzt geht es weiter zum Campingplatz, der in der Nähe am Yellowstone Nationalpark im Staate Wyoming liegt. Unterwegs gibt es dann den vorhersehbaren Wolkenbruch. Ein beindruckendes Unwetter mit spektakulären Wolkenbildern bietet sich uns. Nachts ist der Vollmond mit dazugehörenden romantischem Wolkenspiel zu genießen.

24. Juli 2002

Ein wunderschöner Sonnenaufgang holt mich aus dem Schlafsack. Ich schlendere eine Runde über den Campingplatz und genieße die Morgenkühle. Gegen 9.00 Uhr geht es dann zum Yellowstone Park. Gegen Mittag sind wir dann im Park wir laufen an den Sinterterassen vorbei die Sonne brennt heiß (ca.38°C) einige Wolken schaffen ein geniales Licht grün gelb rot und gleißendes weiß blendet in den Terassen. Das Wasser strömt hier herab es riecht nach faulen Eiern, große bunte Felsen und weite Salzweiße Flächen lassen an eine Mondlandschaft denken. Dann geht es weiter zu einer Geyser-Landschaft, überall blubbert, sprudelt, dampft und spritz es. Das Wasser ist Badewannenwarm. Ach ja, vor den Sinterterassen waren wir noch im Hot Spot. Heiße Quellen füllen ein etwa 4x5 Meter großes Becken, das an einem Gebirgsfluss liegt. Das Wasser ist ca.35°C warm, direkt an der Quelle eher noch heißer. Da sich das heiße Wasser mit dem kaltem Flusswasser mischt, kann man von einem super Badebecken sprechen, dass wir auch reichlich nutzen.1988 gab es hier einen großen Waldbrand dessen katastrophale Auswirkungen man noch deutlich an den Baumskeletten sehen kann. Nachmittags ziehen wieder tiefschwarze Gewitterwolken auf. Gott sei Dank bleibt es heute bei der finsteren Drohung. Zum Abendessen gibt es Steak, gebackene Kartoffeln und Salat mit einer köstlichen Sour Cream. Wir schwelgen schweigend im oberleckerem Essen. Es wird allerdings 22.00 Uhr, bis wir endlich fertig sind, alle verschwinden danach todmüde und satt im Zelt.

25. Juli 2002

Gegen 9.00 Uhr fahren wir zum Old Faithfull, der ca. alle 80-100 min. spuckt. So sitze ich hier bei glücklicherweise nicht allzu heißem Wetter und warte darauf, dass er spuckt... Ganz schön, einmal länger als 5 Minuten irgendwo zu sitzen, denn dazu war bisher noch nicht allzu viel Gelegenheit. Nach ca. 1,5 Stunden warten geht es dann endlich los, der Geyser geht etwa 20-25 Meter hoch. Dafür schauen etwa 2000 Touristen zu! Anschließend trennen wir uns. Die Jungs fahren den Park ab mit diversen Fotostop und kurzen Trails. Wir Mädels starten zu einer Wanderung zum Schoschonenlake, die Aussicht auf die Blumen- und Schmetterlingsreichen Wiesen, der Wind, der das 30cm hohe Grass bewegt und die Baumgerippe in allen abstrakten Formen lassen es in mir still werden. Schließlich taucht der See auf. Wasser soweit das Auge reicht! Kleine Wellen plätschern ans Ufer und die Sonne verwandelt das Wasser in einen silbernen Spiegel. Nach einer halben Stunde laufen wir weiter. Ein einsamer Kiesstrand lädt uns zu einem kurzen Bad ein - ist nicht so tragisch das keiner einen Badeanzug mithat. Auch der Rückweg ist sehr idyllisch. Nur die drohend schwarzen Gewitterwolken und der starke Wind machen mir etwas Sorgen. Gott sei Dank geht Regen und Gewitter an uns vorüber. Zum Abendessen gönnen wir uns ein Imbissrestaurant mit sehr guten Hamburgern. Danach sitzen wir noch etwas am Lagerfeuer. Morgens fängt es dann an zu regnen und die Draußenschläfer flüchten in die Zelte.

26. Juli 2002

Auf dem Weg zur Dusche regnet es Bindfäden und es sieht nicht so aus, als wolle es aufhören. Das Loading wird verschoben und gefrühstückt wird auf dem Campingplatz. Mit Rührei und Speck, die anderen essen auch pancake und trinken eine braune nach Kaffee riechende Flüssigkeit. (Anmerkung von Klaus: es schmeckte aber nicht nach Kaffee) Inzwischen ist es aufgeklart und wir fahren gegen 9.30 Uhr weiter Richtung Grand Teton. Leider holt uns die Schlechtwetterfront ein. Es kippt wie aus Kübeln. Gegen 12.00 Uhr sind wir am Grand Teton, noch immer ist es unbeständig. Vor dem nächsten Wolkenbruch flüchten wir in das Touristencenter, hier dürfen wir Lunch halten und das trotz des Hinweisesschildes "No food no drinks behind this Point". Als der Ranger noch den Kamin anfacht, hat das ganze schon beinahe Gelageähnliche Züge. Pünktlich zum Trailbeginn kommt dann die Sonne hervor. Wir immer ist es schlagartig heiß und das Gebirge glänzt mit beeindruckenden Wolkenformationen. Danach geht es nach Jackson Hole, einer kleinen im Westernstiel erbauten Stadt. Wir genießen die Sonne im kleinem Park und bummeln ein wenig durch die touristisch aufgezogenen Geschäfte. Nun geht es zum Show Down mit lautem Schusswechsel und einem mir leider unverständlichen Wortspiel. Anschließend gehen wir in ein Steakhouse und schlemmen in Steaks.

27. Juli 2002

Aufstehen um 5.45 Uhr und es geht nach Salt Lake City. Nach einem unterkühlten Frühstück wird es anscheinend ein warmer sonniger Tag. Um 15.00 Uhr sind wir dann in der Mormonenstadt. Es ist sehr heiß und da für die Tempelbesichtigung lange Hosen angesagt sind, fließt der Schweiß in strömen. Die Führung ist nur mäßig interessant und von den Informationen eher oberflächlich. Die Belehrung trieft vor kitschiger Süße. Anschließend gehen wir in ein Zentrum, in dem man Ahnenforschung betreiben kann. Danach gehen wir in eine Buchhandlung mit Cafe. Meine Cola hat da wohl noch das meiste Koffein. Der Campingplatz ist eine Katastrophe! Zerlöcherter harter Rasen in Hörweite eines Chesnaflughafens, einer Schnellstraße und einer Eisenbahnstecke. Außerdem beleuchten gelbe Straßenlaternen die Schlafplätze. Nachdem der erste Ärger verdaut ist, bauen wir die Zelte auf dem zudem noch zu kleinen Rasenplatz auf. Trotzdem sitzen wir noch zusammen und singen leise zur Gitarre ein paar Lieder.

28. Juli 2002

Nach besonders gründlichem Packen, es war die letzte Zeltnacht, geht es gegen 8.00 zum 511 Meilen entfernten Reno. Mit der Zeitumstellung haben wir eine Stunde gespart und sind gegen 16.00 Uhr in Reno. Das Hotel ist Luxus pur! Die Spielautomaten blinken und rattern. Wer noch nicht in Vegas war, ist fasziniert der Rest eher ernüchtert. Was solls, der Swimmingpool ist auf alle Fälle genial. Nach Schwimmen und Ausruhen gehen wir in die Casinos. Ich verspiele 5$ am Rouletttisch und 2$ am Einarmigen Banditen. Um 23.00 Uhr versinke ich im weichen Hotelbett. P.S.: es ist nicht so heiß wie vermutet (ca. 38°C).

29. Juli 2002

Um 8.00 Uhr geht es zurück nach San Francisco, die Rundreise nähert sich dem Ende. Wieder im Bundesstaat Kalifornien machen wir Rast am Lake Tahoe. Schade, dass wir nicht länger bleiben, der kühle See reizt mich mehr als die bevorstehende Weinprobe. Die Weinprobe finde ich dann wirklich wenig reizvoll, nur ein Wein schmeckt mir wirklich, und der kostet 44$ die Flasche! Am Nachmittag sind wir dann wieder in San Francisco und oh Wunder die Golden Gate ist zu sehen. Bei starkem Wind laufen wir über die 2,5 km lange 60 Meter hohe, wirklich beeindruckende Brücke. Die Stahltrossen sind ca. 15 cm dick, die Brückenabspannung ca. 1,20 Meter, trotzdem sieht es von unten auf ca. 100 Meter Höhe wie Springseilchen aus. Wir fahren noch zum Twin Peak und haben einen beindruckenden Blick über die zum Teil ins Sonnenlicht getauchte Stadt. Lange bleiben wir trotzdem nicht, der eisige Wind treibt uns in den warmen Bus. Ach ja, nach der Weinprobe waren wir noch in Sausalito, einem Dorf aus schwimmenden Häusern. Wer hier wohnt, hat ernsthaft einen an der Klatsche! Abends gehen wir dann um die Ecke in eine Kneipe. Ich bestelle eher skeptish Tzatziki und erlebe eine Überraschung. Alles auf dem Teller ist oberköstlich und liebevoll angerichtet. Weintrauben Erdbeeren Walnüsse, Weißbrot und Tzaziki - hmmm! Und das alles inklusive Cola für 7$.

30. Juli 2002

Morgens geht es nach Ashbury. Leider machen die Geschäfte erst um 10.00 Uhr auf und wir sind schon um 8.45 Uhr da. Ich fahre runter nach Downtown dort geht es mit dem Cabelcar nach Fischermans Wharf, ich schaue mir das Treiben dort an. Dann fahre ich ins Zentrum und suche nach Klamotten, doch alles ist in etwa gleich teuer wie in Deutschland. Also mit dem Bus zum Golden Gate Park. Sehr atmosphärenreich das ganze, ich laufe bis zum Japanischen Garten. Auf dem Rückweg verfranse ich mich total, finde aber schließlich, dem Herrn sei Dank, eine Straßenbahn zum Zentrum. Dort fahre ich noch mal mit der Cabelcar zum Hafen. Die Zeit reicht noch zu einem kurzem T-Shirt Shop dann segeln wir mit einem Katamaran zur Golden Gate - fast nebelfrei dafür verflixt windig. Es ist hypergenial unter der Brücke durch und an Alcatraz vorbei. Meine Füße qualmen, allerdings jetzt vor Kälte und Nässe statt vom Laufen. Abends gehen wir dann noch mal in die gleich Kneipe von gestern...!

31. Juli 2002

Heute geht es zurück nach Deutschland. wir haben ca. 4000 Meilen zurückgelegt! Der Flieger hat eine Stunde Verspätung - na das kann in Frankfurt ja noch heiter werden, denn ich habe nur 1,5 Stunden Aufenthalt. Nach 10 Stunden Flug fühle ich mich hundsmieserrabel - entsprechend gerädert aber immerhin rechtzeitig erreiche ich Frankfurt. Nach nur einer Stunde Aufenthalt geht es in 35 Minuten nach Düsseldorf. Nur noch in der S-Bahn wach bleiben, nach Hause Freunde anrufen erzählen, erzählen erzählen... - nur nicht einschlafen. Drei wunderschöne Wochen, 21 glanzvolle Tage, 504 unvergessliche Stunden, 30240 fantastische Stunden und etwa 1,8 Mio. spannungsgeladene Herzschläge sind seit meiner Abreise vergangen. Bleibt zum Schluss nur noch zu sagen: GOD SAVE AMERIKA!


Annette Gollmer , August 2002, ergänzt am 17. April 2004 durch Klaus Kubelka