Reisebericht Tag 18 bis 20 - Denali Nationalpark

10. August 2004:

Um 4 Uhr ist es wieder hell. Der Pullover bleibt eingepackt, er wird auch morgens nicht benötigt. Da genügend Zeit zur Verfügung steht, fahren wir ins Alaska Museum, das einen guten Überblick über Geschickte, Kultur sowie Flora und Fauna bietet. Für 4 Dollar Eintritt lohnt es sich wirklich, eine Stunde dort zu verbringen. Was man von der Innenstadt (immerhin ist Fairbanks die zweitgrößte Ansiedlung Alaskas) nicht behaupten kann. Da reichen 20 Minuten völlig aus. Im Grund genommen hätten wir uns Fairbanks schenken können, aber es lag eben auf dem Weg.

100 Kilometer östlich toben einige Waldbrände, der Grund für die diesige Luft. Es geht zurück in Richtung Süden, der Denali Nationalpark ist das letzte große Ziel unserer Reise. Tierfreunde kommen ebenso wie Backpacker oder Bergsteiger voll auf ihre Kosten, wie weiter oben bereits erwähnt, ist einer der Höhepunkte der über 6 Kilometer hohe Mt. McKinley.

Am frühen Nachmittag kommen wir an und laufen den Savage River Loop Trail. Große Tiere entdecken wir dabei nicht, noch immer fehlt uns ein Elchbulle in unserer Sammlung. Dafür gibt ein kleines Squirrel eine Sondervorstellung. Minutenlang rennt es zwischen uns her und lässt sich von allen fotografieren. Und auch kleine Details am Wegesrand wie bunte Blätter, Gräser oder Steinformationen machen Spass.

Das Einchecken in den NP stellt sich als zeitraubende Angelegenheit heraus. Ein Bus in den Park ist bereits reserviert, für den zweiten Tag wollen wir ein Ticket kaufen und dazu noch einen Discoverywalk mit einem Ranger machen. Das stellt die Angestellten vor einige Probleme. Es dauert über eine Stunde, bis der gordische Knoten zerschlagen ist, danach fahren wir zu dem (sehr empfehlenswerten) Denali Grizzly Bear Campground weiter.

Helga hat zugeschlagen und Abendessen besorgt. Ich glaube, ich habe noch nie so große Steaks gesehen. Dazu gibt es Folienkartoffeln, Bratkartoffeln und Maiskolben. Mir platzt fast die Hose. Nur Martin, der wirklich unglaubliche Portionen vertilgen kann, schaufelt alles ungerührt in sich hinein.

11. August 2004:

Heute heißt es noch mal früh aufstehen, weil unser Bus zum Wonderlake um 7.15 Uhr abfährt. (Nur die ersten 15 Meilen der Straße können mit dem eigenen Wagen befahren werden, danach ist man auf das Park-Bus-System angewiesen) Durch das heiße Wetter und die Waldbrände bleibt es diesig. Obwohl die Sonne schon lange aufgegangen ist, leuchtet sie hinter dem Wolkenschleier blutrot. Die Busfahrt ist übrigens unbedingt zu empfehlen und kostet 32 Dollar. Wenn genügend Zeit zur Verfügung steht, sollte man jedoch in Betracht ziehen, am Wonderlake zu campen und die Fahrt (insg. 11 Stunden) auf zwei Tage zu verteilen.

Wir bekommen an diesem Tag fast alles zu sehen, was im Denali-Tierreich zu entdecken ist. Es beginnt mit einer Elchkuh samt 1jährigem Jungen, mehreren Schneehühnern, einem Grizzly, zwei Karibus, einem weit entfernten Wolf, mehreren Squirrel und einem Biber. Lediglich Dallschafe bleiben uns versagt.

Der Mt. McKinley ist an diesem Tag nicht zu sehen, wobei dies eher die Regel als die Ausnahme darstellt. Im Schnitt zeigt er sich nur jeden 3. Tag. Dafür ist der Wonderlake sehr schon, allerdings steht mit 10 Minuten Aufenthalt viel zu wenig Zeit zur Verfügung. Hier könnte die Parkverwaltung über eine Neueinteilung des Fahrplanes nachdenken.

Auf dem Rückweg am Nachmittag werden wir von weiteren Bären und einer Bärenfamilie mit 3 Jungen unterhalten. Außerdem läuft ein Wolf direkt vor uns über die Straße.

Für unser letztes Campingessen dürfen Raute und ich noch mal ran. Bei mir gibt es Risetti (das ist eine Barilla-Nudelsorte) auf einem Pilzbett, Raute serviert zum krönenden Abschluß nochmals Palatschinken, diesmal mit heißen Brombeeren.

12. August 2004:

Um 8 Uhr geht die Fahrt zum Discovery Hike los. Jeweils 15 Personen können mit einem Ranger auf eine Tour in den Denali Park gehen. Je nach Ranger, Jahreszeit und Wetter fällt das Programm jedes Mal anders aus. Der Ranger ist kostenlos, allerdings muss für 23 Dollar ein Busticket bis Eielson gelöst werden.

Mit Rangerin Kate Collins, die lustigerweise ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Schwester in die Gruppe eingeschleust hat, fahren wir zum Teklanika River und steigen dort aus. Eine kurze Einweisung macht alle, die noch nicht in Brooks waren, mit den Grundregeln der 'Bärenjagd' bekannt und sollte uns ein Elch über den Weg laufen, sind wir auch gut gerüstet. Der grosse Unterschied: greift ein Bär an, bleibt man stehen (der Bär bricht seinen Angriff in der Regel wieder ab), greift ein Elch an, rennt man weg. Alles klar?

Die Tour ist nicht als Jagd nach großen Tieren konzipiert, sondern eher als ein Trip zu den interessanten Details. Und es lohnt sich. Allein das Laufen auf dem bemoosten Untergrund, in den man einige Zentimeter einsackt und der sich nach jedem Schritt hinter uns wieder aufrichtet, macht tierisch Spaß. Es gibt Beeren und Pflanzen zu entdecken, Vögel schreien von nah und fern, ein Bald Eagle kreist über uns, Squirrel und andere kleine Tiere rennen durchs Unterholz. Wir essen Blaubeeren, finden Blätter, die wie Aspirin wirken (und von Bären auch so verwendet werden) und entdecken rote Pilze, die Halluzinogene enthalten.

Mittag machen wir auf dem Moos in einer kleinen Lichtung, danach geht es weiter über mehrere Bäche zurück zum Teklanika River, wo Spurensuche angesagt ist. Wir finden Caribous, Wölfe und Bären und können die Spuren nach wenigen Minuten selbst auseinanderhalten.

Programmpunkt zwei an diesem Tag ist eine Sled Dog Demonstration. Etwa 2 Dutzend Alaska Huskies können bestaunt werden, die meisten kommen auf uns zu und lassen sich streicheln. Es sind sehr schöne Hunde. Wer im Sommer länger in der Gegend ist, kann einen Huskie adoptieren und jeden zweiten Tag einen Spaziergang mit ihm machen. Das würde mich wirklich reizen, ebenso wie ein Besuch im Winter. Mal sehen... 5 Hunde dürfen dann noch demonstrieren, wie sehr ihnen das Ziehen eines Wagens Spass macht. Und Gründe, weiterhin Hunde einzusetzen, gibt es genug: kein Lärm, keine Umweltverschmutzung und vieles mehr.

Damit uns nicht langweilig wird, wandern wir abschließend noch zum Horseshue Lake und beobachten einen kleinen Biber beim vorabendlichen Schwimmtraining. Mehrere Squirrels runden die kleine Wanderung ab.

Das Abendessen artet (wieder einmal) in eine Fressorgie aus, bei der sich besonders Martin und Stefanie hervortun. Die Lynx Creek Pizzeria ist unser Ziel und nach 4 Riesenpizzas und einer Portion Nachos Supreme zu erstaunlich akzeptablen Preisen und in guter Qualität passt wirklich nichts mehr hinein. Am letzten Lagerfeuer lassen wir später die drei Wochen, die wie im Flug vergangen sind, Revue passieren.


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