Reisebericht Tag 17 - Fairbanks

9. August:

Wir haben den gleichen schönen Start wie am Tag zuvor. Dichter Bodennebel über den Seen, der sich aber schnell in Luft auflöst. Um 8 beginnen wir einen langen Fahrtag in Richtung Fairbanks. In den Seen neben dem - jetzt geteerten - Denali Highway entdecken wir einige Biberburgen, leider steht keiner der Bewohner für Fotoausnahmen zur Verfügung.

Nach Norden führt der Weg über den Richardson Highway, der von der Alaska Pipeline begleitet wird. Seit 1977 wird das Öl durch die teilweise über, teilweise unter der Erde verlegte Pipeline gepumpt. Für die Strecke durch ganz Alaska benötigt das Öl 143 Stunden und 5 Minuten. Das macht eine Geschwindigkeit von 5,59 Meilen pro Stunde. 754.000 Barrel werden jeden Tag nach Valdez gepumpt.

Dem geneigten Betrachter werden wohl die Löcher in dem Stopschild auffallen. Das ist eines der größten Hobbies der Alaskaner. Auf Verkehrsschilder schießen. Ich glaube nicht, dass es außerhalb von Anchorage und Fairbanks irgendwo ein Verkehrsschild gibt, das nicht durchlöchert ist. Wie ich schon sagte: Amerikaner sind schon merkwürdige Lebewesen.

Auf halbem Weg nach Fairbanks gibt es einen schönen Ausblick auf die östlichen Berge der Alaska Range mit Mt. Deborah, Mt. Hayes und Mt. XXX. Auch die Pipeline kann an mehreren Stellen aus der Nähe bestaunt werden. Von der nahegelegenen Eielson AFB heben zwei Kampfjets mit Getöse ab und rasen im Tiefflug über das Land.

Dann kommt North Pole. Nein, nicht der wirkliche Nordpol, sondern ein Ort, der so heißt und der ein kaum greifbares Ausmass an Kitsch darstellt. Es ist so grausam, das es fast schon wieder schön wird. Ein zehn Meter großer Papp-Weihnachtsmann lädt zum, nun, sagen wir staunen, ein. Ein Rentier, natürlich das Rentier von Santa Claus neben dem Santa Claus House, kann samt Nachwuchs in einem Gehege bestaunt werden. Natürlich kann man Postkarten hier einwerfen, die mit einem Weihnachtsmannstempel verschickt werden. Und für die Kinder gibt es die Möglichkeit, ihren Wunschzettel über ein besonderes Postfach direkt dem Weihnachtsmann zugänglich machen zu können.

Ich bin froh, als wie nach einer Stunde aufbrechen und die letzten 20 Meilen nach Fairbanks, dem nördlichsten Punkt unserer Reise, zurücklegen. Fairbanks wird auch das goldene Zentrum Alaskas genannt, was sowohl auf die zentrale Lage als auch auf die Goldfunde in 1902 zurückzuführen ist. Der Polarkreis ist von hier nur noch 300 Kilometer entfernt.

Es ist der heißeste Tag des Urlaubs. Die historisch höchste in Fairbanks gemessene Temperatur waren 99 Grad Fahrenheit, das entspricht 37 Grad Celsius. Arg weit entfernt sind wir davon heute nicht. Wir besuchen eine Musk Ox Farm und dort ist es nicht nur den Tieren zu warm. Wir flüchten uns nach einer kurzen Führung (die man sich auch hätte schenken können) in den Schatten.

Im Chena River State Park (direkt am Flughafen gelegen) schlagen wir unsere Zelte auf und beschäftigen uns mit der Nahrungsaufnahme. Als Vorspeise haben wir heute gegrillte Krabben mit zwei verschiedenen Dips und Martins Gemüseorgie, ein Eintopf, in den wirklich alles reinkommt, was wir gefunden haben (Kartoffeln, Tom aten, Zwiebeln, karotten, Auberginen, Zucchini, Bohnen, Schinkenwurst, scharfe Salami, Knoblauch, Paprika, Gurken, Frühlingszwiebeln, Peperoni). Klar, dass die ganze Gruppe eine Zeit mit schnetzeln beschäftigt ist. Als ob uns nicht schon warm genug gewesen wäre...

Erwähnenswert bleibt ferner, das einige von uns noch um 10 Uhr abends ohne T-Shirt und mit kurzer Hose herumsitzen. Selbst Tanja hat keinen Pullover an und das will wirklich etwas heißen. Sind wir noch in Alaska oder hat uns ein Wurmloch nach Mexico verschlagen?


Vorherige Seite - Nächste Seite - Zu den Fotogalerien